Die Möglichkeiten der Narkose beim Kaiserschnitt
Es ist eine der wesentlichen Fragen für werdende Mütter, die sich bei einer anstehenden Geburt zunehmend häufig stellt: Wenn ich auf eigenen Wunsch per Kaiserschnitt entbinden möchte oder dieser medizinisch notwendig wird, für welche Anästhesiemethode soll ich mich entscheiden? Mit unseren nachfolgenden Informationen bieten wir den Schwangeren Hilfe bei ihrer Vorentscheidung. Darauf gestützt wird es wesentlich leichter sein, verbleibende individuelle Fragen mit den behandelnden Ärzten zu besprechen.
Betäubung und Kaiserschnitt — wichtige Grundinformationen
Über die Jahre hinweg sind es zunehmend mehr Frauen, die den natürlichen Ablauf einer Geburt wegen der damit verbundenen Schmerzen nicht hinnehmen möchten. Hinzu kommt, dass bei einer Schwangerschaft nicht immer alles nach Plan läuft.
Beispielsweise geschieht es gelegentlich, dass das Kind nicht die geeignete Lage für die Geburt einnimmt. Ein anderes Hindernis kann der Mutterkuchen (Placenta) sein, der den Geburtskanal verschließt. Weitere Probleme ergeben sich, wenn das Ungeborene sehr groß ist oder eine altersbedingte Risikoschwangerschaft vorliegt. Um in Fällen dieser Art die Gesundheit von Mutter und Kind nicht zu gefährden, bleibt als risikoarme Geburtsmöglichkeit in der Regel nur ein Kaiserschnitt.
Im Gegensatz zur natürlichen Geburt handelt es sich allerdings beim Kaiserschnitt, den Mediziner auch Schnittentbindung nennen, immer um eine Operation. Das gilt nicht nur bei einer Vollnarkose, sondern ebenso für die alternativ zur Wahl stehenden Teilnarkosen. Zur Anwendung kommen dabei die Spinalanästhesie und die Periduralanästhesie PDA.
Der operative Ablauf ist bei allen drei Anästhesiemethoden stets gleich. Sobald die Routinenarkose wirkt oder die Schwangere bei einer Teilnarkose sicher schmerzfrei ist, beginnt die OP mit einem horizontalen Bauchschnitt. Dieser erfolgt aus kosmetischen Gründen unterhalb der Schamhaargrenze. Mit einem weiteren Schnitt öffnet der Arzt die Gebärmutter, um das Kind auf die Welt zu holen. Danach entfernt er die Plazenta.
Anschließend vernäht er die Schnittwunden sorgfältig, auch um eine glatte Narbe sicherzustellen. Insgesamt dauert die OP etwa eine Stunde, wobei das Kind nach etwa 10 bis 15 Minuten da ist.
Gut zu wissen: Die Kaiserschnittgeburt ist bei einer sorgfältig durchgeführten Regionalnarkose schmerzfrei. Die Gebärenden nehmen aber noch Zug- und Druckgefühle wahr.
Nach der Operation kommt es meist zu teils länger andauerndem Wundschmerz. Abhängig von der gewählten Operationsmethode ist ein Klinikaufenthalt von etwa drei bis sechs Tagen erforderlich.
Was das Wohl des Kindes betrifft, müssen sich Mütter bei keiner Anästhesiemethode Sorgen machen: Sowohl die Voll- als auch die Regionalanästhesie gelten als gleich sicher
Die Möglichkeiten der Betäubung beim Kaiserschnitt
Bei einer Vollnarkose ist die Schwangere für die gesamte Dauer des Eingriffs nicht bei Bewusstsein, bei den Teilnarkosen jedoch wach. Sie kann also die Geburt ihres Kindes miterleben, es sofort sehen und nach wenigen Minuten in die Arme nehmen. In der Regel kann auch eine Begleitperson bei der regionalen Narkose anwesend sein.
Natürlich ist jede der drei Narkosearten mit Vor- und Nachteilen verbunden, über die der Anästhesist schon während des Vorgesprächs sorgfältig aufklärt. Welche Betäubung für den Kaiserschnitt die Patientin danach für sich auswählt, liegt ganz in ihrer eigenen Entscheidung. Lediglich bei zwingenden medizinischen Sachverhalten wird der Narkosearzt eine andere Betäubung anraten.
Die Spinalanästhesie
Diese Narkoseform ist heute bei geplanten Kaiserschnittgeburten am häufigsten. Dabei spritzt der Anästhesist das Narkosemittel zwischen zwei Lendenwirbel in den Spinalkanal, einem Teil des Wirbelkanals. Die Einstichstelle wird zuvor örtlich betäubt. Während der Injektion sitzt die Patientin oder liegt in Seitenlage. Dabei verspürt sie rasch ein Wärmegefühl in den Beinen, die sie auch bald nicht mehr bewegen kann. Die volle Wirksamkeit beginnt nach etwa eine halbe Stunde. Während der Schnittentbindung ist die Patienten wach, vom Unterleib an jedoch schmerzfrei.
Nach der Geburt hält die Unbeweglichkeit der Beine noch einige Stunden an, bis die Spinalnarkose völlig abgeklungen ist. Zuerst kehrt die Beweglichkeit der Beine zurück, dann das Gefühl und zum Schluss das Schmerzempfinden.
Nebenwirkungen bei dieser Teilnarkose sind relativ selten und eher einfacher Ausprägung. Beispielsweise kann niedriger Blutdruck auftreten, der durch Hochlagern der Beine und bedarfsweise eine Infusion oder Medikamente behandelbar ist. In der ersten Woche nach einer Spinalanästhesie sind zudem Kopfschmerzen möglich, die aber meist nach wenigen Tagen verschwinden.
Die Periduralanästhesie PDA
Auch bei einer PDA erfolgt die Betäubung im Bereich der Lendenwirbel. Dieses Verfahren wirkt insbesondere auf die Nerven, die in den Bauchraum münden. Anders als bei der Spinalnarkose verbleibt während der ganzen OP ein dünner Schlauch (Katheter) in der Einstichstelle. Bei Bedarf kann der Anästhesist damit das Narkosemittel nachdosieren. Die schmerzlindernde Wirkung tritt nach etwa 10 bis 20 Minuten ein.
Inzwischen wird die PDA häufig auch angewandt, um bei einer normalen Geburt den Wehenschmerz zu reduzieren. Beispielsweise erhalten heute in Frankreich rund 70 Prozent der Schwangeren diese Narkoseform zur Schmerzkontrolle während ihrer natürlichen Entbindung[1].
Die allgemeinen Nebenwirkungen einer PDA sind ähnlich wie bei der Spinalnarkose. Sie betreffen insbesondere einen Blutdruckabfall oder Kopfschmerzen. Korrekt durchgeführt ist die PDA bezüglich eines schmerzfreien Kaiserschnitts eine gute Wahl.
Allerdings gibt es immer wieder Berichte, dass bei fünf bis zehn Prozent der Frauen der Kaiserschnitt ohne wirksame Betäubung erfolgte[2]. Unausweichlich waren Höllenqualen bei der Geburt. Daher sollten Schwangere beim Anästhesiegespräch sehr gezielt nachfragen, wie die Klinik die Schmerzfreiheit unmittelbar vor Operationsbeginn sicherstellt.
Die Vollnarkose
Diese Anästhesiemethode ist dann sinnvoll, wenn die Mutter vom Kaiserschnitt möglichst nichts mitbekommen möchte. Allerdings ist auch eine allgemeine Narkose nicht frei von Komplikationen.
Ein Hauptrisiko besteht darin, dass sich die Frau während der Betäubung übergibt. Dabei kann Erbrochenes in die Luftröhre und Lunge gelangen und eine Lungenentzündung entstehen (Aspirationspneumonie). Das sind trotz allem seltene Ausnahmen. Die wichtigste eigene Vorsorge besteht darin, auf einen leeren Magen zu achten.
Kaiserschnittgeburten ganz ohne Betäubung — ein ewiger Traum?
Auch wenn gelegentlich auftauchende Begriffe wie „sanfter“ Kaiserschnitt oder „Kaisergeburt“ andere Hoffnungen wecken mögen: Selbst bei diesen Varianten eines Kaiserschnitts geht es nie ohne Spinal- oder Periduralnarkose. Hinter beiden Schlagworten verbergen sich lediglich bewährte Schnittentbindungen mit kleineren Anpassungen.
Der „sanfte“ Kaiserschnitt — unter Medizinern als Misgav-Ladach-Technik seit 1994 bekannt — unterscheidet sich lediglich darin, dass der Operateur etwas gewebeschonender vorgeht. Unabhängig davon müssen weiterhin alle Bauchschichten geöffnet werden. Die anfangs erhofften Vorteile einer schnelleren Wundheilung und weniger Schmerzen nach der OP konnten Studien allerdings nicht im erwarteten Umfang belegen[3]. Die Misgav-Ladach-Methode wird zwar heute weiterhin genutzt, jedoch ohne sie als „sanft“ zu bezeichnen. Für Mediziner ist diese Wortwahl irreführend.
Ähnlich illusorisch kommt die „Kaisergeburt“ daher. Auch sie ist lediglich eine Variante in der Durchführung eines Kaiserschnitts. Anerkennung verdient dabei jedoch die menschliche Komponente unmittelbar während der Geburt. Denn die wird so durchgeführt, dass die Mutter die Ankunft ihres Kindes direkt miterleben kann[4].
Grundsätzlich ist jede Geburtshilfeklinik in der Lage, eine Kaisergeburt zu realisieren. Interessierte Frauen sollten sich deshalb ohne Scheu nach dieser Möglichkeit erkundigen.
Quellen:
[1] https://www.wireltern.ch/artikel/andere-laender-andere-geburten
[2] https://www.youtube.com/watch?v=h9cL9xm5Aw4
[3] https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-2000-9556
[4] https://www.swissmom.ch/geburt/entbindung/kaiserschnitt/die-kaisergeburt-der-andere-kaiserschnitt/